Mittwoch, 8. Juni 2016

Börries von Münchhausen


Von Börries von Münchhausen (1874 - 1945) kannte ich bisher nicht mehr als sein Gedicht "Referendarexamen" von 1899, in dem er sein erstes juristisches Staatsexamen beschreibt, das er 1899 in Celle abgelegt hat.
aus: Das Liederbuch des Freiherrn Börries von Münchhausen, Stuttgart und Berlin o.J: (ca. 1942)
Das juristische Staatsexamen in Celle bestand von Münchhausen zusammen mit seinem Schulfreund und Göttinger Kommilitonen Sammy Gronemann (1875 - 1952), der als als orthodoxer Jude am Schabbat seine Prüfungsurkunde nicht unterschreiben wollte, so dass sein Freund von Münchhausen dies für ihn tat und die Unterschrift seines Freundes fälschte. Gronemann, der 1933 aus Deutschland floh, wurde später ein bekannter jüdischer Dramatiker, Schriftsteller und Zionist. 
Börries von Münchhausens Haltung zum Nationalsozialismus und zur  nationalsozialistischen Judenpolitik ist bekannt. Nicht zuletzt aufgrund dieser Haltung wurde er 1944 in die sog. "Gottbegnadeten-Liste" der wichtigsten Schriftsteller im nationalsozialistischen Deutschland aufgenommen, 
Trotzdem hatte er immer eine ambivalente Haltung zum Judentum. Einer seiner ersten großen dichterischen Erfolge war 1900 seine Balladensammlung "Juda" mit Illustrationen des bekannten Jugendstilillustrators Ephraim Moses Lilien. Dieser üppig ausgestattete Band diente jahrzehntelang in jüdischen Bürgerfamilien als repräsentatives Geschenk zur Bar Mizwa.


Verlagswerbung in: Balladen von Börries Freiherrn von Münchhausen,  Berlin, Goslar Leipzig o.J. (1924)

Unter den verschiedenen Büchern von Börries von Münchhausen, die ich mir inzwischen antiquarisch gekauft habe, fand sich auch "Geschichten aus der Geschichte einer alten Geschlechtshistorie nacherzählt von Börries Freiherr von Münchhausen", Philipp Reclam Verlag Leipzig o.J. (1934). Die Fotos in dem Buch stammen von Münchhausens einzigen Sohn, Börries von Münchhausen (1904 - 1934), der 1934 tödlich verunglückte. Es gibt übrigens auch eine Familiengeschichte der von Münchhausens, die Jutta Ditfurth in "Der Baron, die Juden und die Nazis. Reise in eine Familiengeschichte"Hamburg, 2013 über ihren Urgroßonkel erzählt.
Den mir vorliegende Band "Geschichten aus der Geschichte einer alten Geschlechtshistorie" hat der Verfasser Börries von Münchhausen 1934 "Seiner lieben Eva" gewidmet. Bei "Eva" handelt es sich ausweislich des Exlibris um Eva von Herringen (1907 - 1985), die seit 1937 die Freundin von Ernst von Harnack (1888 -1945) war, der zum Widerstandskreis des 20. Juli gehörte. 




Unter meinen Neuanschaffungen von Börries von Münchhausen fand sich ein weiteres signiertes und mit einer Portraitpostkarte versehenes Exemplar:
Börries Freiherr von Münchhausen, Meisterballaden, Stuttgart, Berlin und Leipzig o.J. (1925)



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